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Freitag, 16. Dezember 2011

Freiwilligenbericht von Marie Flöge

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Mittwoch, den 14. Dezember 2011 um 10:36 Uhr
Katrin1Nun sind bereits drei Monate meines freiwilligen Sozialen Jahres in Chiang Mai, Thailand um und ich muss feststellen: Die Zeit ist wie im Flug vergangen.
Seit ich hier Mitte August angekommen bin, helfe ich in einer Schule etwas außerhalb von Chiang Mai als Assistentin der Englischlehrerin. Die christliche Schule, zu der ich täglich fahre, beinhaltet alles vom Kindergarten bis zur neunten Klasse und hat mehr als 600 Schüler und Schülerinnen. Die Jahrgangsstufen eins, zwei und vier, die aus jeweils zwei Klassen bestehen, liegen in meinem Aufgabenbereich. Somit unterrichte ich vierzehn Stunden pro Woche, zu denen eventuelle Unterrichtsvorbereitungen noch dazu kommen.

Auch wenn es theoretisch nur meine Aufgabe ist, als Assistentin zu fungieren, überlässt mir die Englischlehrerin, die für meiner Klassen zuständig ist, mehr und mehr den Unterricht und dient eigentlich nur noch als Übersetzerin, wenn mich die Kinder nicht verstehen. Das ist leider häufig der Fall. Ich bemühe mich zwar, so schnell wie möglich Thai zu lernen, aber das Englisch der Kinder ist sehr schlecht und demnach gäbe es ohne die Lehrerin häufig Kommunikationsschwierigkeiten.

Der Unterricht besteht im Wesentlichen aus Frontalunterricht, Hausaufgaben gibt es keine. Dementsprechend können die Kinder gut nachsprechen und abschreiben, meistens aber keine eigenen Sätze oder Wortkombinationen bilden. Selbst in der neunten Klasse, wo ich eine Weile als Vertreterin eingesprungen bin, ist das Niveau vergleichbar mit dem einer deutschen Klasse, die vier Jahre Englisch gelernt hat. Und das obwohl in Thailand ab dem Kindergarten Englisch unterrichtet wird. Das ist aber auch kein Wunder, wenn man bedenkt, dass selbst die Englischlehrer oft Fehler machen und oftmals eine sehr schlechte Aussprache haben.

Trotzdem zeichnen sich langsam kleine Erfolge bei den Kindern ab – sowohl was den Wortschatz und die Aussprache, als auch die Überwindung der anfänglichen Schüchternheit angeht. Die thailändischen Kinder sind, genau wie die erwachsenen Thais, sehr respektvoll und zuvorkommend. Immer mehr versuchen sie auch außerhalb des Unterrichts mit mir in Englisch oder Thai zu reden. Manche der Kinder haben schon viel Schlimmes in ihrer Vergangenheit erlebt und somit ist es umso bewundernswerter zu sehen, wie gut sie damit umgehen und wie zufrieden sie im Alltag sind.Katrin2
Der Unterricht an sich gestaltet sich sehr einfach. Ich habe jede Stunde ein Thema und behandele dieses in Form von Übungen, Spielen, Liedern und leider auch oft durch sture Wiederholung. Der Unterricht macht mir viel Freude. Die einzige Schwierigkeit stellt manchmal lediglich die Mentalität der Thais dar, da man es zum Beispiel unterlassen sollte, den Lehrer auf Fehler hinzuweisen, da dies einen Gesichtsverlust für ihn bedeuten würde.
Generell sind die Lehrer und die Schulleiterin sehr nett. Sie sehen es als Geschenk an, dass wir Freiwillige beim Englischunterricht helfen und überschütten uns mit kleinen Gefallen und viel Freundlichkeit. Sie bringen uns Thai bei, unterhalten sich stundenlang mit uns oder bringen uns Thaisüßigkeiten mit, die teilweise sehr gewöhnungsbedürftig sind. Sie machen sich sehr schnell Sorgen um uns und bemuttern uns ständig, was wirklich nett ist.

Katrin4Auch außerhalb meiner Tätigkeit als Lehrerin bin ich sehr zufrieden. Ich lebe zusammen mit vier anderen deutschen Freiwilligen in einem kleinen Haus außerhalb Chiang Mais in einer Art Gated Community. Das Haus entspricht dem thailändischen Mittelstand und es ist ausreichend für unsere Bedürfnisse. Es ist oft etwas kaputt, wie z.B. Lampen oder die Dusche. Manchmal fehlen essentielle Dinge und wenn man die Organisation anschreibt, dann kann man nicht mit der deutschen Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit rechnen, aber man adaptiert schnell die typisch thailändische Philosophie „mai pen rai“ (Das macht nichts.)

Die Einstellung der Thais ist generell bewundernswert. Sie bleiben immer gelassen. Trotz der Überschwemmungen in ganz Thailand, beklagen sich die Thais nicht und machen das Beste aus ihrer Situation. Selbst die ärmsten spenden noch Hilfspakete an die Flutopfer. Das Land erlebt derzeit Millionenverluste. Die ganze Reisernte wurde verloren und zahlreiche Fabriken in Bangkok wurden überschwemmt und müssen wieder aufgebaut werden, doch trotzdem lächeln die Thais weiter. Nicht umsonst heißt das Thailand „Land des Lächelns“. Niemand zeigt jemals negative Emotionen. Das macht es manchmal schwer für Ausländer zu wissen, ob man etwas falsch macht oder nicht, denn es wird einem nicht mitgeteilt.
Im vergangenen Monat hatte ich die Gelegenheit meine Ferien zum Reisen zu nutzen und mehr von Thailand zu sehen. Das Land wunderschön, was die Natur angeht, die in zahlreichen Nationalparks erhalten wird. Außerdem sind der Buddhismus mit seinen zahlreichen prachtvollen Tempeln und auch die Kultur und Bräuche erlebenswert. Ich bin sehr glücklich, dass ich die Möglichkeit habe, hier zu sein.Katrin3
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich hier sehr zufrieden bin und dass ich gespannt bin, was die nächsten drei Monate bringen werden.
(Marie Floege aus Aachen)